Beitrag veröffentlicht am: 19. März 2010
In der letzten Ausgabe von MINI International wird die jüngste Kreation aus der Münchener Fahrzeugschmiede präsentiert: der MINI COUNTRYMAN. Sieht irgendwie aus wie ein auf 78% verkleinerter Porsche Cayenne. Aber das soll hier nicht das Thema sein. Vielmehr wird auf den vielen bunten Seiten um die Kernpräsentation herum gezeigt, wie hipp das Landleben sein kann. Da wird man als Kronzeuge aus der Provinz hellhörig.
Ab Seite 52 sehen wir coole Architektur-Designer: Deren neuester Clou ist die auf 78% verkleinerte Datscha für den (ent)spannenden Wochenendaufenthalt. Spacig, transparent, mit viel Glas und ringsherum mit Holzbrettchen verkleidet. So kann die Bude nachts, gleichsam dem märchenhaften Knusperhäuschen in Szene gesetzt, richtig wirken. Sehr einladend für diverse Interessenten, die sich so auf dem Lande tummeln und die Städter und deren Mitbringsel ganz prima und zuweilen auch brauchbar finden. Doch die Insassen im Fond und deren Hab und Gut sind unerreichbar, denn wie beim richtigen Hexenhaus aus dem Märchen, steht die Mini-Datscha zwar nicht auf Hühnerfüßen, dafür aber auf knapp 80 cm hohen Stahlbeinchen. Das ist fein ausgetüftelt und bringt zum erwähnten Sicherheitsaspekt den Vorteil mit sich, dass das Ökosystem auf dem gesamten Grundstücksfläche ungestört bleibt. So wird das Image rund.
Fragt sich nur, wie man es anstellt, entsprechende Aufstellgenehmigungen für diese Wunderwerke städtischer Gestalter zu erlangen. Bislang präsentieren sich die Behörden eher als Blocker und Verhinderer, wenn es darum geht, ländlichem Raum oder gar dörflichem, denkmalgeschützten Kontext mit einer zeitgenössischen Idee einen Impuls zu verpassen. Da werden dann lieber persönliche Probleme um 78% vergrößert und in dienstliche Diktatur verwandelt. Zu Frustabbau und Entspannung kommen die Kollegen aus den Amtsstuben dann privat zusammen, um gemeinsam Igel über den Winter zu bringen. Aber ich komme ins Plaudern.
MINI COUNTRYMAN für junge Wochenendlandwirte – hier, wo die jungen Spunde 60 Jahre alt sind. Das ist also der neue Trend aus München? Aber ich muss ja ehrlich sein. Geliebäugelt habe ich natürlich mit dem COUNTRYMAN, bin ich doch neulich erst bei Rainer im Schnee stecken geblieben. Da haben mir die 175 PS des normalen MINI-S nix gebracht. Obwohl – mit meiner Herrlicher Designer-Jeans, dem Blouson von arc’teryx und der Lucky, die ich mit eisschlammverschmiertem Gesicht zusammen mit Rainer nach der Befreiung genossen habe, war das schon fast so echt, wie in der MINI-Werbung. Fehlten nur noch 78%.
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