Die Schöne und das Biest

Beitrag veröffentlicht am: 26. Juli 2010

Die Berliner Keramikkünstlerin Aino Nebel konnte ein vierwöchiges Stipendium in der Ziegelei Hundisburg nutzen, um im Auftrag von BO ARCHiTEKT ein Kunstwerk für das Stendaler Domstift zu schaffen. Die schwierige Aufgabe besteht darin, eine Brandschutzverkleidung von notwendigen Lüftungstrassen im Bereich des Eingangsportals zum Kapitelsaal so zu flankieren, dass der Besucher die Schöne und das Biest als positive Einheit wahrnimmt.

AinoNebelNikolaus

links: Rohbauzustand des Eingangsbereiches, rechts: erstes Modell der Künstlerin

Entwurfsidee

Der Stendaler Dom, an den das Domstift unmittelbar anschließt, ist dem Heiligen Nikolaus geweiht. Nikolaus, so berichtet eines der wertvollen mittelalterlichen Fenster im Hohen Chor des Domes, rettet drei junge Frauen vor der Prostitution durch anonymes, nächtliches Schenken von Goldklumpen. Später wird er zum Bischof von Myra geweiht. Diese zwei Hauptmotive aus seinem Leben bilden die Grundlage für die Gestaltung des Kunstwerkes.

Als vertikales Element bildet der Bischofsstab die linke Einfassung des Portals. Hier befindet sich der Stab in der Position des Gebrauchs. Man steht neben ihm, kann ihn anfassen, kann symbolisch dem Wirken des Nikolaus nachspüren. Auf der rechten Seite schwebt weit über der normalen Kopfhöhe ein amorphes Volumen. Durch eigenes Vermögen ist diese Gabe unerreichbar. So versinnbildlicht Aino Nebel das Schenken als etwas moralisch Erhabenes.

Kommentare

  • BO sagt:

    Respekt, Herr Pfarrer!
    Habe heute, nachdem ich spürte, das Kunstwerk könnte nicht so gut angekommen sein, provokativ nach dem letzten Besuch von Kunst gefragt. Prompt kam die Antwort: Olafur Eliasson am letzten Wochenende. Wunderbar. Dann stimmt die Chemie doch.
    Bin gespannt auf die nächsten Austausche von Gedanken.

  • Aino Nebel sagt:

    wichtig wäre noch zu betonen, dass das material des kunstwerks dieser ziegelton ist und somit der ursprünglichen materialität des doms eine referenz erwiesen wird, bzw. dass es dadurch eine verknüpfung und fortführung gibt. so nimmt man vielleicht die angst vor einem fremdkörper.

  • Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert