2010
Es sind die Sternenstunden des Architekten, wenn man bei Kaffee, Kuchen und bester Stimmung einvernehmlich mit dem Bauherrn in dessen neuem Heim weilt.
Und es war mir vergönnt. Gemeinsam haben wir einen Wintergarten entworfen und errichtet an einer Stelle, an der sich die Familie eingangs garn nicht sicher war, ob denn ein Wintergarten überhaupt passen würde. Eigentlich sollte ja nur die Treppe zum Garten erneuert werden und ein Absatz, auf dem man geschützt sitzen kann, sollte auch entstehen und die Blumen sollten ein Winterquartiert haben und, und, und… Aha, also doch ein Wintergarten? – Naja, ja.
Was Baudame und Bauherr im heiteren Gespräch heute Überreden nennen, meint eingehende Beratung mit Überzeugungskraft. Anhand von Skizzen und Visualisierungen wurden die Entwürfe diskutiert. Der Lernprozess auf Seiten der Bauherrenschaft, nicht alles selbst entwerfen und gestalten zu müssen, meinerseits, auf die Wünsche und Zwischentöne zu reagieren, verlief progressiv. Das gegenseitige Vertrauen wuchs.
Aus Rundum-Verglasung wurde ein, nach den zwei Hauptseiten des Gartens geöffneter Baukörper. Aus einem Vollflächen-Glasdach wurde eine quadratische Dachscheibe mit weitem Überstand und Lichtband. Aus Buntheit wurde eine durchgehende Monochromie, die sich den Farben des Gartenjahres unterordnet. Das schmiedeeiserne Geländer der alten Treppe, das der Bauherr so gerne wieder verwenden wollte, wich einem filigranen Entwurf mit schrägen Pfosten und Edelstahlseilen. Der zuvor gerade verlaufende Plattenweg schlängelt sich heute grasbüschelverziert durch die Stauden.
Unser Wohnzimmer können wir abgeben. Wir sitzen jetzt nur noch im Wintergarten. Danke, dass Sie uns immer wieder überredet haben.
sagen heute Baudame und Bauherr. Danke, dass Sie mir vertraut haben.