Ein Ort für Mikrogeschichten
2023
Entwurf und Realisierung des Dynamic Memory Lab mit Produktdesigner Yair Kira für die Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD)
Es geht um Erinnerung. Es geht um räumliche Struktur. Struktur, die Erinnerung repräsentiert. Struktur, die Raum bildet. Raum, in dem Formen der Erinnerung präsentiert werden. Raum, der überall entstehen kann. Räumliche Struktur, die außen Interesse weckt, einlädt. Elemente, die räumliche Struktur bilden. Elemente mit Oberflächen, die Präsentation ermöglichen, Hintergrund bieten. Raumoberflächen im Inneren, die selbst zurücktreten. Raumbildende Elemente, die Beziehungen zwischen Innen und Außen zulassen. Elemente, die vor Witterung schützen, vor äußeren Einflüssen. Es geht um räumliche Struktur, die in Erinnerung bleibt.
Ein Baukasten entsteht..
Da sind Wandelemente als Platten aus Holz, Dreischichtplatten. Platten in drei Größen. Drei Typen. Einfach zu tragen, zu transportieren, zu lagern. Platten, ineinandergesteckt, nicht verschraubt. Wände aus drei übereinander gesteckten Platten. Wände, im rechten Winkel zueinander gesteckt. Viele Raumecken bilden gemeinsam Widerstand gegen Kippen, Verdrehen. Wandelemente haben Montageschlitze, Durchblicke. Wände stehen auf Fußelementen, die Niveau ausgleichen. Wände tragen das Dach.
Da sind Dachelemente als Balken aus Holz, Konstruktionsvollholz. Balken, Typ Sparren, sind zusammengesetzt aus kurzen Einzelteilen. Balken, Typ Firstpfette, sind auf die Sparren gesteckt. Traditionelle Kammverbindung. Die Fläche aus Sparren mit Plane überspannt. Plane ist transparent, lässt Tageslicht ins Innere.
Da ist das Sonderelement Tür. Falttür, zwei Flügel, platzsparend. Jeder Flügel drei Bahnen, zwei Faltachsen. Türelement an Wänden mit vier Keilen, traditionelle Möbelverbindung.
Da sind Wandelemente, Platten mit Logos. Text und Bild eingefräst. Ist permanente Gestaltung über den aktuellen Anlass hinaus. Platten wiederverwendbar in verändertem Kontext. Platten erinnern an Gewesenes, repräsentieren Erinnerung. Text und Bild eventuell nicht verständlich später, wie Erinnerungen nicht verfügbar.
Räumliche Struktur ist variabel, modular. Dem jeweiligen Anlass entsprechend. Einfaches Entwerfen mit wenigen Typen. Räumliche Struktur kann wachsen und schrumpfen. Elemente dazu gesteckt, Elemente entfernt. Selbst während Präsentation, Veranstaltung. Schrumpfen und Wachsen, dynamisch. Übersichtliches Planen mit wenigen Typen. Transport, Aufbau, Umbau, Abbau, Lagerung. Leichtes Handhaben, einfach zu erlernen. Die Steckverbindung überall die gleiche. Wände, Dach, Vitrinen. Vitrinen aus Plexiglas von Yair Kira gestaltet. Verschließbare Vitrinen für Exponate. Offene für Mitgebrachtes, für zu entnehmendes. Verschlossene, leere Vitrinen als Leerstellen, Voids. Räumliche Struktur für jeden Ort, überall. Urban, rural, draußen, drinnen. Autarkie noch in Planung, solar oder Dynamo. Ohne eigenen Fußboden, barrierefrei. Genehmigungsfrei nach Paragraf Einundsiebzig, Fliegender Bau.
Es ist Anfang August. Wochen des Entwerfens und Planens liegen hinter mir. In den letzten drei Tagen haben wir die Bauelemente aus der Werkstatt nach Berlin gebracht und das erste Dynamic Memory Lab im Schatten der Volksbühne aufgebaut. Ich sitze im Inneren der räumlichen Struktur. Die späte Sonne scheint warm durch Dach und Wandöffnungen. Ich habe mir die Falttür von innen zugezogen, bin allein. Es riecht nach Holz. Was für ein schöner Innenraum, den ich da erschaffen durfte. Ich bin sehr ergriffen. Ich erinnere mich genau.
Verzeichnis der Ausstellungsobjekte auf der Internetseite von Dialogueperspectives e. V. Berlin
In variierenden Kooperationen erarbeitet die Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD) mit dem Dynamic Memory Lab ein temporäres Ausstellungsmodul, das verschiedene Dimensionen pluraler Erinnerungskulturen sichtbar macht.Quelle: Einführung, Dynamic Memory Lab 2023, Broschüre der CPPD
Einem offenen Laborcharakter folgend entwickelt das Dynamic Memory Lab seine Inhalte explorativ und reagiert als räumliche Intervention auf die Dynamik von Erinnerungskulturen. Das Projekt ist prozessgeleitet, erweiterbar, veränderbar - wie Erinnerung selbst. Es schafft einen Ort der Vermittlung und Anerkennung individueller Geschichten und historischer Ereignisse, die im erinnerungspolitischen Diskurs oft zu wenig Aufmerksamkeit erhalten.
Mein herzlicher Dank gilt:
Johanna Korneli und Jo Frank von Dialogueperspectives e. V. Berlin
Angela Mani, Lea Otremba und Francisco Schellert von der CPPD – Coalition for Pluralistic Public Discourse
Yair Kira, Produktdesigner bei Yonicore, Berlin
Dem gesamten Team der Tischlerei Burkhard Schulze, Seehausen
Jared Mani
Veronica Patočková und Hamze Bytyci von Romatrial Berlin