2006
Visualisierung des Entwurfes mit Hilfe eines Computermodells – Das Modell wurde gerendert und in ein Bestandsfoto eingefügt.
Blick in die Marienkirche – Zustand nach Fertigstellung
Die St.-Marienkirche zu Stendal ist durch ihre eindrucksvolle Erscheinung und die zentrale Lage im Herzen der Altstadt ein wahrer Besuchermagnet. Neben der Liturgie herrscht hier in den Sommermonaten auch reger Touristenverkehr. Der Wunsch wurde wach, die Zeit der für Besucher offenen Kirche in die Übergangsmonate von Frühling und Herbst zu verlängern.
Dazu mussten Bedingungen für die Kirchenwächter geschaffen werden, die das Ausharren in der kühlen Kirche ermöglichen würden. Von engagierten Gemeindegliedern und Vertretern des Kirchenamtes wurde eine von drei im Rahmen einer kleinen Architektenkonkurrenz vorgestellten Konzeptionen für die Realisierung bestimmt.
Grundgedanke des vorliegenden Entwurfes ist es, so zurückhaltend und unauffällig wie nur möglich einen Raum zu schaffen, der einerseits eine zugluftfreie Wärmezone bildet und andererseits uneingeschränkte Sicht in die gesamte Kirche ermöglicht. Zudem sollte sich die Konstruktion mit nur geringsten Eingriffen in die wertvolle historische Bausubstanz realisieren lassen. So entstand die Idee einer tragenden Ganzglasanlage mit rund 3,5m hohen Elementen aus 12mm starken Einscheibensicherheitsglas (ESG). Auf einer Grundfläche von etwa 2m x 3m steht der Sockel ohne weiteres auf dem historischen Ziegelfußboden, die Decke liegt auf den Scheiben. Lediglich zwei Schraubverbindungen im oberen Bereich fixieren die ganze Konstruktion im Backsteinmauerwerk. Über einer auf 12 cm Wärmedämmung installierten elektrischen Fußbodenheizung bildet sich die temperierte Zone, in der die Kirchenwächter agieren. Den Nutzungsanforderungen entsprechend beherbergt der Korpus aus dunkel gebeizter Lärche unter einer Deckplatte mit dunkelblauer Linoleumoberfläche diverse Schrank- und Schubfächer. Passend zum Interieur wurde eine Delta-Leuchte von Trilux bemustert. Deren Form korrespondiert mit den Bögen der sich in den Glasscheiben spiegelnden gotischen Architektur.
Publiziert in den 3lux:letters Heft 2, 2007, S. 28 ff.
Der Artikel als Auszug: 3lux-letters-0702-auszug