Beitrag veröffentlicht am: 28. Juli 2011
Es waren äußerst spannende Wochen und sie bereiteten dem einen und anderen von uns schlaflose Nächte. Acht Wochen lang rangen Gemeindeglieder und Fachingenieure gemeinsam um ein optimal wirkungsvolles, finanzierbares Konzept zur Rettung der Fronleichnamskapelle. Drei Wochen lang wurden die historischen Feldsteinfundamente aufwendig mittels Nadeln aus Stahl gesichert. Sechs Wochen lang verfestigten Spezialisten den Baugrund unter den Fundamenten. Bis in 7 m Tiefe mussten sie mit großem Feingefühl bohren und mit hoher Präzision ein Gemisch aus Zement und Sand in den Baugrund einbringen. In dieser Zeit ließen wir die Katharinenkirche nicht aus den Augen. Elektronische Sensoren registrierten die kleinste Bewegung. Mehrmals täglich wurde über die Messergebnisse Buch geführt. Denn immer, wenn eine 1 m breite Tragsäule fertig gestellt wurde, schwebte die Kirche in diesem Bereich – einen ganzen Tag lang. Erst nach diesem Tag hatte der neue Baugrund die Festigkeit des alten und von da ab wurde er immer fester und letztendlich ausreichend tragfähig.
Während dieser komplizierten und nicht ungefährlichen Arbeiten unter den Fundamenten haben sich die Mauern nicht mehr als 19 mm gesenkt. Die Engelsscharen, die uns ein Gemeindeglied zur Seite wünschte, müssen da gewesen sein.
Längst haben die Baumaschinen das Feld geräumt und sind anderswo im Einsatz, um gefährdete Bauwerke zu retten. Für uns hat die Zeit der Abrechnung und Nachkontrolle begonnen. Zum einen können wir heute feststellen, dass sich das Bauwerk seit Anfang Mai in Ruhe befindet. Zum anderen konnten wir den engen, für die statische Sicherung zur Verfügung stehenden Kostenrahmen einhalten.
In den kommenden Monaten werden wir das historische Ankersystem, das in 7 m Höhe die Kräfte des Gewölbes im Gleichgewicht hält, so sanieren, dass seine ursprüngliche Tragfähigkeit wieder hergestellt ist. Damit wird die statische Sicherung abgeschlossen sein. Noch vorm Winter sollen auch die großen Risse in den Außenfassaden geschlossen werden, damit das Mauerwerk vor eindringender Feuchtigkeit geschützt ist.
Aber zur endgültigen Wiederherstellung der Fronleichnamskapelle bedarf es noch eines zweiten Bauabschnittes. Dessen Schwerpunkte werden die Reparaturen an den Fenstern, die Sanierung der Mauerwerksrisse und die Wiederherstellung des Fußbodens sein. Den Abschluss werden die Restaurierungs- und Malerarbeiten bilden. Übrigens ist uns unter der weißen Farbschicht schon die eine und andere Besonderheit aufgefallen. Sie können also auf die farbliche Neugestaltung des Innenraums gespannt sein.
Ihr Architekt Jan Bodenstein
Beitrag für den gemeindebrief September, Oktober und November 2011 der Ev. Kirchengemeinde St. Katharinen Salzwedel sowie Ev. Kirchspiele St. Georg Salzwedel, Altensalzwedel und Kuhfelde
Kommentare
Wer konstruiert wen? Unser Denken die Wirklichkeit oder die Wirklichkeit unser Denken?
Glaube: Es ist ein und dasselbe.
Und so versetzen wir Zwerge.